METATAG

Der Ikonoklasmus durch Tags bzw. Graffiti, ist der Bruch der Tradition mit der Anerkennung von Architektur als Monument. bzw. dessen sakralen Charakter, sowie der Vorstellung der Unantastbarkeit der Eigentums- oder Besitzverhältnisse im öffentlichen Raum, entgegen dessen Privatisierung. Die Wände und Mauern im urbanen Raum, welche in ihrer ursprünglichen Funktion von Schutz und Trennung, nur in eine Richtung laufende Kommunikation vom Sender zum Empfänger bestanden, werden durch sie zu einem Medium der wechselseitigen Kommunikation für alle und somit zum kollektiven Territorium, einem offenen Ausstellungsraum. Die Wände werden zur sozialen Materie.

Jedoch gilt ein Tag [tæg] in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht als Kunst oder künstlerische Äußerung. Es wird oftmals als Schmiererei diffamiert, als unreflektiertes Zeichen der Beschädigung und Verletzung von fremdem Eigentum und konditionierten Werten.

Das Anbringen der Arbeit an der GfzK gibt dem Tag und seiner Bedeutung einen kontroversen Rahmen der Aufmerksamkeit. Die Wahl des Ortes, sein Name und seine Funktion, sowie die formale Inszenierung, durch die Verwendung einer konservierenden Glasplatte brechen mit dessen üblicher Konnotation als hässlicher Sachbeschädigung. Sie stilisieren es zu einem Denkmal. Dem Betrachter gibt diese formale Etablierung, Ansatzpunkte zur Auseinandersetzung mit dem Werk und wirft die Frage nach erhaltenswerten künstlerischen Ausdrucksformen im kollektiven Gedächtnis auf.

Doch kann dieser Diskurs ohne institutionelles Forum geführt werden? Wer bestimmt die Verwertbarkeit von Inhalten und deren Darstellungen? Wie geht eine Institution wie die GfzK mit einer solchen künstlerischen Intervention um?

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SNOW: snow21
30.09. - 02.10.2016, Galerie Hier + Jetzt, Leipzig